Der optimale Ruhepuls

Ruhepuls – Mitteilungen vom Morsealphabet des Lebens

Von der ersten bis zur letzten Sekunde unseres Lebens begleitet uns diese Frequenz wie ein biologisches Morsealphabet. Die raschen oder gemächlichen, flachen oder nachdrücklichen Impulse geben jederzeit Auskunft über unseren Zustand. Sie sollten nicht nur für Mediziner, Rettungskräfte, Leistungssportler und Trainer interessant sein, sondern die Aufmerksamkeit jedes Einzelnen erhalten. Zumindest von Zeit zu Zeit und immer wieder. Denn wenn wer sich nur ein wenig auf diese Sprache einlässt, dem hat sie vieles zu erzählen. Am meisten über den, der zuhört.Was ist Ruhepuls und wie wird er ermittelt
Der Ruhepuls gibt die Anzahl der Herzschläge eines Menschen frei von jeder Belastung an. Durch ihn sind, wie bei allen anderen Messungen der Herzfrequenzen und ihrer Qualität, Aussagen über unser Wohlbefinden, über unseren Gesundheitszustand und darüber, wie fit wir sind möglich. Ein verlässlicher Messwert wird am Besten unmittelbar nach der längsten Ruhephase im Tagesverlauf ermittelt. Direkt nach dem Erwachen morgens sollten Zeige-, Mittel- und Ringfinger der rechten Hand entweder auf die linke Halsschlagader oder die Schlagader am linken Handgelenk gelegt werden. Die Anzahl der Schläge pro Minute gibt den Ruhepuls an. Dazu ist es nicht notwendig, 60sec lang zu zählen. Das Vierfache der Herzschläge während 15sec ergibt einen Wert, der genau genug ist. Natürlich können für die Messung auch technische Hilfsmittel eingesetzt werden wie ein Brustgurt oder eine Pulsuhr.
Ein Wert zwischen 60 und 80 Schlägen in der Minute gilt als optimaler Ruhepuls. Er wird beeinflusst vom Alter und dem Allgemeinzustand des Menschen und hängt von weiteren Bedingungen ab.

Positive und negative Faktoren
Sportler, in besonderem Maß Leistungssportler und hier speziell auf Ausdauer trainierte Athleten, haben Ruhepulswerte niedriger als 50 Schläge/min, teilweise sogar unter 40. Eine geringere Frequenz des Herzrhythmus im belastungsfreien Zustand lässt demnach auf größere Leistungsfähigkeit des Herzens schließen. Wie bei allen anderen Muskeln im Körper auch, gilt für den „Motor“ im Kreislaufsystem, dass er entsprechend seiner Aufgaben wächst.
Besonders bei Menschen, die regelmäßig trainieren, ist der optimale Ruhepuls eine sehr individuelle Angelegenheit. Aber auch für den Nichtsportler gilt, dass jeder seinen „eigenen“ Ruhepuls hat. Um eine konkrete Aussage zu treffen, ist die Messung über einen längeren Zeitraum notwendig. Der Durchschnittswert sollte in einer Phase des Wohlbefindens und bei guter Gesundheit ermittelt werden. Stehen diese Werte erst einmal zur Verfügung, kann auf Abweichungen rasch reagiert werden. Ein plötzlich ansteigender Ruhepuls ist ein möglicher Hinweis auf einen sich entwickelnden Infekt. Aber auch andere Ursachen können den Normal-Ruhepuls aus dem Gleichgewicht bringen. Dazu gehören übermäßiger Alkoholkonsum, Rauchen, zu wenig Schlaf, Stress, Angstzustände und unterdrückte Emotionen wie Wut oder Frustration. Fettleibigkeit bewirkt ebenfalls einen unerwünschten Anstieg des Ruhepulses. Die Versorgung der Organe wird für das Herz schwieriger, es muss mehr pumpen. Durch die reduzierte Bewegung und Beweglichkeit Übergewichtiger sinkt die Leistungsfähigkeit des Herzmuskels. Ein Teufelskreis.
Für einen dauerhaft von der Norm abweichenden Ruhepuls kann auch eine Schilddrüsenfehlfunktion die Ursache sein. Eine damit verbundene Unregelmäßigkeit bei der Ausschüttung von Hormonen sollte unbedingt von einem Arzt abgeklärt werden. Im Übrigen sollte bei jedem Abweichen über einen längeren Zeitraum ein Fachmann zu Rate gezogen werden. Ein gefährliches Vorhofflimmern im Herzen kann nämlich ebenso für einen beschleunigten Ruhepuls verantwortlich sein.

Die Fingerzeige des Ruhepulses
Die Beschleunigung der Herzfrequenz im Ruhezustand birgt wiederum weitere Gefahren. Durch die erhöhte Arbeitsleistung kann es zu Schwächegefühlen kommen, außerdem zu Schäden am Organ selbst. Die Herzgefäße können betroffen sein sowie das Gefäßsystem insgesamt. Ein erhöhter Ruhepuls bedeutet immer, dass mehr Arbeit in der gleichen Zeit verrichtet werden muss, um den Körper, das Gewebe, die Organe ausreichend mit Blut, Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Gehen damit Durchblutungsstörungen einher, steigt das Risiko eines Herzinfarkts um ein Vielfaches.
Zwar gilt allgemein ein Ruhepuls bis 80 Schläge/min für einen untrainierten Menschen als normal, Studien wollen aber herausgefunden haben, dass Personen mit regelmäßig mehr als 77 Schläge/min ein erhöhtes Infarktrisiko besitzen. Am wenigsten anfällig waren in den Tests diejenigen, deren Ruhepuls unter 63 lag.
Je geringer der Ruhepuls, desto besser ist das nicht nur für das persönliche Wohlbefinden, sondern für Gesundheit und Fitness insgesamt. Darauf lässt auch die Aussage schließen, dass ein menschliches Herz für drei bis vier Mrd. Schläge im Verlauf eines kompletten Lebens ausgelegt ist. Je weniger Schläge es in der Minute braucht, um den Organismus zu versorgen, desto länger kann es demnach seine Arbeit verrichten. Ein mathematischer Beweis für den Volksmund: „Sport ist gesund!“ Denn wer regelmäßig und in Maßen Sport treibt, wird bei der Überprüfung des Ruhepulses feststellen, dass er sinkt.
Ein von der Norm nach unten abweichender Ruhepuls kann seine Ursache im Gebrauch von Medikamenten haben. Sollte das Problem über einen längeren Zeitraum bestehen, ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen.

Tun und Lassen für den Ruhepuls
Der Ruhepuls ist ein Indikator, der Rückschlüsse zulässt auf das komplexe „System Körper“ als auch auf unseren Umgang damit. Er strebt nach Ausgewogenheit. Durch Harmonie können wir dieses Bestreben unterstützen. Regelmäßiges aber nicht übermäßiges Essen; ein wohldosierter Wechsel von Leistung und Entspannung; Vermeiden von Stress; kein Alkoholmissbrauch; ausreichend Schlaf. Das sind einige der Maßnahmen, mit denen wir den Ruhepuls innerhalb seiner Normalwerte halten können, und die uns darüber hinaus insgesamt guttun.

Am Rand bemerkt
Heilkünstlern alter Schule sagt der Puls viel mehr als nur einen digitalen Wechsel zwischen Schlag und Ruhe. Sie ertasten mit den Fingerspitzen umfangreichere analoge Aussagen aus der Qualität des Pulsschlags, als wir uns träumen lassen.

Fazit
Es ist nicht notwendig, ein komplettes Alphabet, wie das der Pulsdiagnostik, neu zu erlernen. Aufmerksamkeit sich selbst gegenüber und wirkliches Interesse am eigenen Wohlbefinden bedeuten aber auch, dass wir den sich ändernden Frequenzen unseres Herzens lauschen. Sie ganz bewusst ertasten und aus dem in kürzester Zeit ermittelten Wert die angemessenen Schlüsse zu ziehen, was zu tun oder zu lassen ist. Am wichtigsten ist nach wie vor, dass wir uns wohlfühlen. Wenn es uns auch nur gut geht, geht alles besser.

7 Gedanken zu „Der optimale Ruhepuls

  1. Pingback: Ingwer, Meerrettich und Herzgesundheit beim Menschen - Medizin - Forum - Reiter Revue International

  2. Alexander Kostka

    Mein Ruhepuls: 35-40/min., Alter 75 Jahre, tägliches Krafttraining (ca. 25.000 kg auf 12 Stationen), Laufen 2x pro Woche 25km. Sportausübung seit dem 5. Lebensjahr. Zwischen 40. und 60. Lebensjahr Ruhepuls: 30-35/min.

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    1. babs

      @ Alexander Kostka
      Gratuliere, das hört sich gut an und motiviert mich zu mehr!!!

      Meinen genauen Ruhepuls muss ich noch feststellen. Im Sitzen beträgt 65 mit dem Blutdruckmessgerät gemessen.
      Ich 57 fahre regelmäig Rad 3 mal in der Woche ca. 18 km und viele kleine Strecken von 4 km, so dass ich meinen Motor oft anwerfe.
      Ich bin bis letztes Jahr auch gelaufen. Leider muss ich jetzt auf neue Einlagen warten, um mein Jogging wieder aufnehmen zu können.

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  3. Joachim HIller

    Ich treibe regelmäss Sport. BIn mit 67 noch leistungsfähig, wie Siege bei TUrmläufen zeigen. Habe einen RUhepuls um die 70 und Blutdruckwerte von 105/75.
    Passt das alles zusammen?

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  4. Marinus

    Hallo,
    Größe: 181cm
    Gewicht: 91kg
    Bodybuilding, 4x in der Woche Krafttraining
    Alter: 21
    Ruhepuls von 37/min
    max. Puls beim Training 190/min
    Blutdruck: 110/60 mmHG
    Beruf: Gesundheits,- und Krankenpfleger, Ernährungsberater.

    Mfg Marinus

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  5. Wolfgang

    Bin 62, treibe keinen Sport, gehe eine Runde mit dem Hund spazieren, so dass ich am Tag auf ca. 9000 Schritte komme. Ruhepuls 62. Blutdruck 135/85.

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